Standortball-Geflüster

Doch, der neue Abteilungsführer des BGS namens Kühl bestätigte sich als das, was er ausdrücklich sein will: Ein neuer Besen, ein guter Feger! Erst der freundliche Dank an seinen Vorgänger Saatkamp für dies Erbe am Hainberg, inclusive Standortball. Dann der Bericht über die geplanten millionenschweren Umbauten am Hainberg, deretwegen die Tänzer sich in einem Jahr mitten im Umbau beim Walzer noch näherkommen werden als ohnehin. Dann der Hinweis darauf, dass die hoffnungsgrünen Uniformen der Gastgeber vielleicht zum letzten Mal auf dem Ball getragen werden. Die Gastgeber wollen ab 2004 zivil tanzen. Last but not least, dass die Abteilung ab jetzt auch den Eigennamen „Uelzen“ trägt. Von den 50 Jahren des BGS ganz allgemein hat der Hainberg die Uelzener 40 Jahre lang beobachtet und getestet, ob sie es wert sind. Wir sind es! Das „wir“ hängt damit zusammen, dass man mir postalisch viel erzählen kann: Der Hainberg gehört landschaftlich klar zum Kreis. Nun ernsthaft: Die BGS-Gastgeber ab 2004 ohne Uniform? Ich fände das einen Jammer. Und gesellschaftspolitisch unklug. Denn jede menschliche Wärme oder gar Herzlichkeit, die von einem Uniformträger auf dem Standortball mitschwingt, wirkt durch den Kontrast zur Uniform noch viel nachhaltiger, überraschender, als wenn ein Zivilist freundlich-herzlich ist. Weiteres Beispiel: Die Überraschung, wenn ein normaler, fehlhaber'scher Polizist bürgernah und freundlich und ohne Pflichthöflichkeitstraining freundlich guten Tag wünscht, bevor er irgendetwas freundlich anmahnt oder freundlich bestraft. Oder wenn ein Pastor trotz Talar die zivil-persönliche Nähe beibehält....Nein, ich plädiere für Uniform. Außerdem: Die BGS-Gastgeber als Zivis würden den Namen „Standortball“ überflüssig machen. Dabei ist dieser Ball für die Alte-Welt-Anhänger unter uns der letzte kleine Rest von Sissi-Flair oder Welfens Gloria im Landkreis. Und für die NeuenWelt-Anhänger unter uns der Beweis vom Mitbürger in Uniform als Mensch wie Du und ich. Beim Bier nach dem Wein lernte ich von Herrn Meier, einem mit Stern auf der Schulter, dass die gegenwärtigen Uniformen furchtbar dick, schwer und atmungsinaktiv seien, weshalb man beim Tanzen - völlig damenunabhängig - leide. Außerdem müsse man für diese hoheitliche Hülle noch selbst zahlen. Vom gehobenen Dienst an. Wieviel? Herr Pesara lieh mir die Preisliste: Schon die Hose (wahrlich das Gegenteil von Trendsetting) kostet fast 50 Euro. Und die Jacke knapp 150. Dick, schwer, asthmatisierend. Also - es gibt viel zu tun für den neuen Besen. Apropos Millionenumbau. War nicht früher in einem neuen Haus auch das Geld für ein neues Auto und das Ballkleid für deren Einweihung drin? Wie wärs mit neuen Uniformen? Leicht, balladäquat, geliebt von ihren Trägern? Und gezahlt vom Bund. Oder einer neuen Stiftung der Uelzener für ihren BGS.

11. Februar 2003